PK Meerespolitik – Austausch über die mögliche künftige CO2-Verpressung in der Nordsee

PK Meerespolitik – Austausch über die mögliche künftige CO2-Verpressung in der Nordsee

Die zweite Sitzung des Parlamentskreises Meerespolitik fand diese Woche am 23. September am Rande der Haushaltsberatungen statt. Aus aktuellem Anlass hatten die Mitglieder des Parlamentskreises eine Debatte über das Thema CCS und die mögliche künftige Verpressung von abgeschiedenem Kohlenstoffdioxid (CO2) in deutschen Gebieten der AWZ in der Nordsee.

Warum ist das Thema aktuell? Wenig überraschend wurde, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, der Regierungsentwurf des Kohlenstoffspeicherungsgesetzes im August 2025 vom neuen Kabinett bereits beschlossen und kommt somit in Kürze ins parlamentarische Verfahren.

Der Parlamentskreis Meerespolitik, den ich gemeinsam mit meinen Kolleg*innen MdB Leif Bodin (CDU/CSU), MdB Ina Latendorf (Linke), MdB Siemtje Möller (SPD) sowie MdB Stefan Seidler (SSW) koordiniere, bietet ein wertvolles Forum für konstruktive Diskussionen über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg.

Nach jeweils einem kurzen Expert*innen-Input von Prof. Klaus Wallmann vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sowie von Dr. Cornelia Nicklas, Leiterin für den Bereich Recht bei der Deutschen Umwelthilfe e.V., hatten wir einen konstruktiven Austausch, in dem deutlich wurde, dass der Regierungsentwurf nach Ansicht der eingeladenen Expert*innen an mehreren Stellen noch substanzielle Änderungen erfahren sollte.

Laut Regierungsentwurf soll die Abscheidung und Speicherung von CO2 in großem Maßstab ermöglicht werden. Um die Erderwärmung effektiv einzudämmen, müssen wir unsere CO2-Emissionen tatsächlich massiv senken. Denn trotz gewaltiger Anstrengungen werden schätzungsweise ca. 5-15% der heutigen Emissionen, wie etwa aus Zement- und Stahlherstellung, sich auch künftig nur sehr schwer oder gar nicht vermeiden lassen. Wenn man jedoch die aufwändige  technische Verpressung von CO2 unter dem Meeresboden ermöglichen will, die zudem unbestritten auch mit erheblichen Naturschutz-Risiken einhergeht, so wäre es dringend notwendig, dass wenigstens die Menge des zu verpressenden CO2 auf die technisch unvermeidbaren Emissionen wirklich beschränkt wird.

Kurz zur Einordnung: CCS ist eine Risikotechnologie. Sie erfordert ein energieaufwendiges Verfahren, bei dem das CO2 während des Ausstoßes entnommen wird, um nicht in die Atmosphäre zu gelangen. Es wird dann unter hohem Druck verflüssigt und über Pipelines oder mit Schiffen zum Speicherort transportiert. Dort soll es unter hohem Druck verpresst werden. Derzeit hat noch kein Bundesland erklärt, eine Verpressung an Land ermöglichen zu wollen, die auch mit Gefahren, insbesondere fürs Grundwasser, verbunden wäre. Es wird somit vermutlich auf eine Verpressung unter dem Meeresboden hinauslaufen, wie es einige Länder wie Dänemark oder Norwegen auch schon praktizieren. Da das Gas am Entstehungsort abgefangen werden muss, ist dafür eine gewaltige Infrastruktur notwendig, die teilweise durch sensible Ökosysteme verläuft. Zudem ist die CCS-Technologie nicht nur wenig erprobt, sondern ist auch teuer, energieintensiv und aufwändig.

Bislang soll laut Gesetzentwurf CCS auch für Emissionen aus dem Industriesektor und Gaskraftwerken ermöglicht werden, die nach meiner Ansicht und auch jener der eingeladenen Expert*innen vermeidbar wären. Damit würden Unternehmen nicht mehr dazu angehalten werden, Emissionen zu vermeiden, sondern sie in unbegrenzter Menge abscheiden und verpressen zu können. Gerade im Energiebereich gibt es durch den Ausbau der Erneuerbaren und Investitionen in die Elektrifizierung von Prozessen erhebliche Sparpotentiale, für die der Anreiz verloren geht, wenn die Gaskraftwerke nicht ebenfalls von der CCS-Nutzung ausgeschlossen werden.

Darüber hinaus ist im aktuellen Gesetzentwurf der Meeresschutz nach meiner Einschätzung wie auch der Einschätzung der DUH nicht ausreichend berücksichtigt. Unsere Meere leiden jetzt schon unter enormem Nutzungsdruck und Belastungen. Daher ist es dringend notwendig, dass die kumulativen Belastungen bei der Ermöglichung von CCS berücksichtigt werden. So müssen zumindest in den Schutzgebieten sowie in den Rückzugsräumen des Schweinswals, der in der Nordsee zu den stark bedrohten Arten gehört, großzügige Pufferzonen und der Ausschluss von Erkundungen und Verpressungen zu bestimmten Jahreszeiten gelten.

Insgesamt muss der Schwerpunkt auf Emissionsvermeidung durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien, Energieeffizienz sowie Kreislaufwirtschaft liegen. CCS ist eine fragwürdige Lösung, die aus unserer Sicht schon gar nicht ins überragende öffentliche Interesse fallen sollte.

Der Parlamentskreis Plattdeutsch geht in die neue Legislatur

Der Parlamentskreis Plattdeutsch geht in die neue Legislatur

Der Parlamentskreis Plattdeutsch geht in die neue Legislatur

Als Hamburgerin sind mir Erhalt und Pflege der Plattdeutschen Sprache ein wichtiges Anliegen – hier in Norddeutschland wächst man damit auf, dass man „Platt“ öfter mal hört im Alltag. Und es bringt für mich jedes Mal die nüchtern pragmatische und gleichzeitig freundlich-unkomplizierte Art der Menschen im Norden zum Ausdruck.

Bereits in der letzten Legislaturperiode habe ich darum aktiv im Parlamentskreis Plattdeutsch mitgearbeitet – und unter anderem eine Rede „op Platt“ im Bundestag gehalten. Dabei sind viele Ideen entstanden, wie wir Plattdeutsch und anerkannte Minderheitensprachen insgesamt im parlamentarischen Raum besser sichtbar machen können. Daran wollen wir auch diese Legislatur arbeiten.

In erneuerter Besetzung haben wir darum den Parlamentskreis Plattdeutsch in der letzten Woche neu konstituiert. Aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, NRW und Mecklenburg-Vorpommern sind Kolleg*innen unterschiedlicher Fraktionen dabei. Gemeinsam mit Johann Saathoff werde ich den Parlamentskreis in dieser Legislaturperiode koordinieren und freue mich auf die vielen kleinen Projekte, mit denen wir Plattdeutsch im Bundestag als lebendige Sprache hörbar machen wollen.

Mit der deutsch-irischen Parlamentariergruppe in Irland – Einige Eindrück

Mit der deutsch-irischen Parlamentariergruppe in Irland – Einige Eindrück

Mit der deutsch-irischen Parlamentariergruppe in Irland – einige Eindrücke

Schon lange verbindet mich mit Irland eine tiefe Freundschaft – neben zahlreichen Urlauben habe ich am University College Cork ein Auslandssemester verbracht und in dieser Zeit angefangen, mich ausführlich mit dem Nordirland-Konflikt und dem dortigen Friedensprozess auseinanderzusetzen. Über das so genannte „Karfreitags-Friedensabkommen“ und dessen Auswirkungen aufs nordirische Parteiensystem schrieb ich 2008 dann auch meine Diplomarbeit.

Für mich war zu Beginn dieser Legislatur daher sofort klar, dass ich Mitglied in der deutsch-irischen Parlamentariergruppe werden möchte. Ich agiere dort nun seit 2021 als stellvertretende Vorsitzende und pflege im Zuge dessen mit großer Freude Kontakte in die irische Botschaft in Berlin sowie mit irischen Parlamentarier*innen aus der deutsch-irischen Freundschaftsgruppe des Parlaments in Dublin.

Mitte Juni war es soweit: jede Parlamentariergruppe im Bundestag besucht in der Regel einmal pro Legislatur ihre Freundschaftsregion und wir konnten als deutsch-irische Gruppe vom 17. Bis 20. Juni spannende Gespräche führen und Eindrücke gewinnen in Dublin, Dundalk, Belfast und Galway.

Schwerpunkte der Reise waren die Situation an der irisch-nordirischen „Grenze“ nach dem Brexit, insgesamt die wirtschaftliche Situation in Irland sowie speziell der Ausbau erneuerbarer Energien und auch mögliche künftige deutsch-irische Kooperationen bei der Versorgung mit erneuerbarer Energie.

Gespräche mit dem Goethe-Institut, der deutsch-irischen Handelskammer, einer deutschen Marketing-Abteilung bei Google, Abgeordneten des Parlaments in Dublin, Mitgliedern des im Parlament stetig tagenden Karfreitagsabkommens-Komitees, dem County Council in Dundalk, einer Friedensinitiative in Belfast, einem Windpark sowie der Universität Galway standen auf unserem eng gepackten Zeitplan.

Die Eindrücke waren entsprechend vielfältig und haben uns alles in allem aber einen guten Überblick über die aktuelle Situation im Land gegeben:

Wirtschaftliche und politische Gesamtsituation

Irlands Bevölkerung ist in den letzten 20 Jahren stark gewachsen: von ehemals ca. 4 Millionen auf mittlerweile fast 5,5 Millionen. Zurückzuführen ist dies insbesondere auf das starke wirtschaftliche Wachstum Anfang der 2000er Jahre, als das Land Unternehmen gezielt auch mit niedrigen Steuern und Subventionen ins Land holte. Google und Apple sind bekannte Beispiele dafür. Der in Europa mittlerweile etablierte Begriff „Celtic Tiger“ beschreibt diese Zeit des starken Wirtschaftswachstums. Wir besuchten das auf mittlerweile ca. 8000 Mitarbeiter aus fast 80 Nationen angewachsene „Headquarter“ von Google mitten in Dublin, ringsherum sind mittlerweile weitere große Internetkonzerne wie Meta, LinkedIn und auch TikTok angesiedelt. Die auf den deutschen Markt spezialisierte Marketingabteilung stand uns im modern eingerichteten Google-Konzern für Fragen zur Verfügung – auf die niedrige Unternehmensbesteuerung in Irland angesprochen erklärte man uns, dass diese sich ja mittlerweile – auch auf Grund des Drucks aus der EU – erhöht hätten. Warum Irland trotzdem nach wie vor ein sehr attraktiver Standort sei, wurde mit der großen Weltoffenheit der Bevölkerung, der englischen Sprache und auch dem guten Bildungssystem erklärt. Ähnliches betonte auch die deutsch-irische Handelskammer bei unserem dortigen Besuch.

Insgesamt sprechen die Ir*innen davon, dass im Land nahezu Vollbeschäftigung herrscht und man gleichzeitig auch noch mehr Fachkräfte in ganz vielen Bereichen brauchen könne. Es macht sich entsprechend aber leider auch bemerkbar, dass der Infrastrukturausbau und der Wohnungsmarkt mit dem Bevölkerungswachstum der letzten Jahre nicht mithalten konnten. Der fehlende Wohnraum hat die Preise für Immobilien extrem in die Höhe getrieben und auch insgesamt hat die Inflation das Land stark verteuert. Arbeitskräfte auch im Handwerk, um neue Wohnung zu bauen oder leerstehende Gebäude zu sanieren, fehlen vielerorts. Auch kann man nach meinem Eindruck heute leider deutlich mehr Obdachlosigkeit auf den Straßen der Großstädte sehen.

Ein bisschen wird vor allem der Wohnraummangel für die boomende Wirtschaft zum Boomerang. Denn dass Fachkräfte auch Wohnraum finden und ihren Lebensunterhalt finanzieren können müssen, ist ein Faktor, der der Wirtschaft durchaus zu schaffen macht. Gerade auch z.B. für Austauschprogramme für junge Leute. Sowohl die Universitäten als auch die Handelskammer betonten, dass Irland für Austausch- und Sprachprogramme immer attraktiver wird seit Großbritannien nicht mehr in der Europäischen Union ist. Immer mehr junge Leute wohnen zudem lange bei ihren Eltern und pendeln teilweise täglich lange Strecken zur Arbeit oder zur Uni. Auch der Ausbau des ÖPNV, insbesondere der Bahnen, kommt dabei bisher zu langsam hinterher.

Die „geteilte Insel“ nach dem Brexit

Nach wie vor gehört der Norden der irischen Insel – Nordirland – zu Großbritannien und ist damit nicht mehr Teil der EU. Doch um den Frieden auf der Insel zu wahren und das Karfreitagsabkommen weiter umzusetzen, das 1998 geschlossen wurde, um die Situation in Nordirland zu befrieden, gibt es zwischen Irland und Nordirland keine „harte“ Grenze. Wir fuhren mit dem Auto von Dublin nach Belfast – dass man sich in einem anderen Staat befindet, merkt man höchstens daran, dass die Geschwindigkeit auf der Autobahn plötzlich mit „Miles per Hour“ angegeben wird.

Wir besuchten in der Gemeinde Dundalk, die sich an der „Grenze“ befindet, das örtliche Council, um uns über die Situation dort seit dem Brexit auszutauschen. Der Councillor berichtete, dass täglich ca. 20.000 Menschen dort zum Arbeiten „über die Grenze“ fahren, meist von Nordirland nach Irland. Dabei gibt es noch immer viele ungeklärte Fragen –  z.B. über Besteuerungsfragen und die Einzahlungen in Sozialversicherungen. Außerdem ist das Nachverfolgen der Einhaltung von Umwelt- und Landwirtschaftsstandards ein Thema. Es gibt mehrere Flüsse und Seen, die an Nordirland und Irland grenzen. Zwar hat Großbritannien die Umwelt- und Düngegesetzgebung beim Brexit übernommen, aber der Councillor sagte, es sei nicht mehr klar, wer deren Einhaltung kontrolliere. Auch verändern sich europäische Umweltgesetze und -standards immer wieder, jene in Großbritannien bleiben nun wohl vorerst auf dem Stand des Brexits.

In Nordirland gibt es nach wie vor eine starke Segregation jener Bevölkerungsteile, die sich zu Großbritannien zugehörig fühlen und jener, die sich selbst als irisch fühlen. Nur ca. 8% aller Kinder besuchen gemeinsame Schulen und zwischen den Wohnvierteln trennen vielfach Mauern einzelne Straßenzüge, um Übergriffe zu verhindern. In den einzelnen Straßen hängen vielerorts Fahnen oder prangen Wandgemälde, die die Identifikation mit Großbritannien oder Irland verdeutlichen. In Nordirland muss eine Regierung deshalb so aufgebaut sein, dass sie aus gleichberechtigten Premierminister*innen beider Seiten besteht. Dies ist aktuell auch der Fall: Michelle O’Neill (Sinn Fein) und Emma Little-Pengely (DUP) regieren seit Anfang 2024 gemeinsam. Doch Parteien, wie die „Alliance Party“, die sich keiner Seite zuordnen mögen, werden immer stärker. Ob das im Karfreitagsabkommen ausgeklügelte System der Machtteilung daher dauerhaft so Bestand haben kann, erscheint fraglich.

Erneuerbare Energien

„Irland hat deutlich mehr Wind als es braucht“, wurde uns auf unserer Reise mehr als einmal versichert. Die Insel baut seine Energieversorgung, die teilweise tatsächlich in einigen ländlichen Regionen noch immer auf dem Heizen mit Torf beruht, immer mehr in Richtung Erneuerbare aus. Auf Haus-Neubauten sieht man erste Solarmodule, vor allem aber setzt die Insel auf Wind und will in den nächsten Jahrzehnten gern große Potenziale auf See erschließen. Einen Windpark an Land in der Nähe Galways besichtigten wir. Um die Zustimmung der lokalen Bevölkerung hier zu gewinnen, erläuterte Projektleiter O‘Sullivan uns, wie er auch Infrastrukturprojekte in der Umgebung fördert und das Windparkgebiet selbst als Ausflugsgebiet attraktiv halten will. Doch an Land sind die Potentiale durch Naturschutzflächen und Hügelstruktur nicht überall günstig, daher wollen die Iren erneuerbare Energien aus Windanlagen auf See produzieren. Das lohnt sich insbesondere dann, wenn sie deutlich über ihrem eigenen Bedarf produzieren und die Windenergie ohne große Verluste – am besten über Pipelines und Kabel – als Strom oder Wasserstoff in den Rest Europas bringen. Die deutsch-irische Handelskammer arbeitet intensiv daran, dies voranzubringen. Wir loten dafür die Möglichkeiten gegenseitig aus.

Allgemeine politische Lage

Wie bereits erläutert, hat das Bevölkerungswachstum in Irland dazu geführt, dass es immer schwieriger wird, bezahlbaren Wohnraum zu finden, und  der Ausbau der Infrastruktur nicht hinterherkommt. Vor allem junge Menschen haben damit zu kämpfen: häufig bleiben sie mittlerweile bis Anfang 30 zu Hause wohnen und pendeln mit dem Auto oder dem Bus täglich zur Universität oder zur Arbeit über relativ weite Strecken. Vor allem die linke Partei Sinn Fein hat sich das Thema der Wohnungsnot zu eigen gemacht und es war erwartet worden, dass sie bei den nächsten Wahlen damit stark gewinnt und künftig in Irland an der Regierung mitbeteiligt werden wird. Derzeit regieren in Irland die beiden seit langen Jahren etablierten Parteien der Mitte „Fine Gael“ und „Fianna Fail“ gemeinsam mit den Grünen, voraussichtlich Ende 2024 soll ein neues Parlament gewählt werden.

Bei den gerade stattgefundenen Europa- und Kommunalwahlen nun hat sich der Umfragen-Trend für Sinn Fein allerdings nicht bestätigt: die Partei konnte nur leicht hinzugewinnen, die Parteien der Mitte blieben recht stabil und die Grünen verloren an Zustimmung. Zudem setzten sich viele Kleinstparteien und auch Unabhängige durch – sie gewannen Sitze im Europaparlament und auch in den kommunalen Verwaltungen. Was dieser Trend für die nächsten nationalen Wahlen genau bedeutet, lässt sich schwer absehen. Radikale Positionen scheinen erst einmal aber nicht unbedingt so einfach hinzuzugewinnen, wie es von vielen Seiten befürchtet worden war.

Und das, obwohl das Thema Migration – gerade auch über Großbritannien – in der Gesellschaft durchaus präsent ist. Erst kürzlich wurde eine Statistik veröffentlicht, nach der mindestens 80% der Menschen, die in Dublin Asyl beantragt haben, offenbar über Großbritannien und in den meisten Fällen wohl über Nordirland eingereist sind. Ein nordirisches Gericht urteilte kürzlich, dass die britischen Pläne, Asylsuchende ohne Prüfung ihres Antrags nach Ruanda abzuschieben, rechtswidrig seien und in Nordirland keine Anwendung finden dürfen. Es wird erwartet, dass Asylsuchende daher künftig noch verstärkt über Nordirland und die von dort offene Grenze nach Irland migrieren werden. In Irland hat dies bislang allerdings keine verstärkten Abwehrreaktionen oder fremdenfeindlichen Reaktionen ausgelöst, war mein Eindruck auf der Reise unserer Parlamentariergruppe. Stattdessen arbeitet das Land daran, seine zunehmende Multikulturalität, die wirtschaftliche Stärke und das schnelle Bevölkerungswachstum gut zusammenzubringen. Die letzten beiden Jahre wurden Überschüsse von jeweils ca. 8 Milliarden Euro im Haushalt erwirtschaftet. Damit lässt sich auf jeden Fall etwas gestalten und ich bin gespannt darauf, zu sehen, wie das kleine Land am Rande Europas – der keltische Tiger – dies in Zukunft tut.

Halbzeitbilanz: Interview mit der Techniker Krankenkasse

Halbzeitbilanz: Interview mit der Techniker Krankenkasse

Heute vor zwei Jahren wurde ich für Hamburg-Altona mit 29,7 Prozent in den Bundestag gewählt. Ein riesiger Erfolg, als erste Grüne in unserem schönen Bezirk das Direktmandat zu gewinnen, für den ich noch immer sehr dankbar bin. Passend dazu habe ich vor kurzem mit der Techniker Krankenkasse ein kleines Interview geführt, in dem ich die vergangenen zwei Jahre ein wenig reflektiere:

TK: Frau Heitmann, nach fast zwei Jahren im Bundestag wird es Zeit, eine Halbzeitbilanz zu ziehen. Wie fällt Ihre persönliche Bilanz zur Arbeit im Bundestag aus?

Linda Heitmann: Am Anfang war vieles sehr zäh – gerade im Gesundheitsbereich hat uns die Pandemie auch stark gelähmt. Zudem musste ich mich erst in die fachliche Arbeit hineinfinden und verstehen, wie ich meine Anliegen bestmöglich einbringe und durchsetze. Vor der Sommerpause sind mir persönlich mit der Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für Drugchecking-Projekte und mit der Schaffung eines Verbandsklagerechts für geschädigte Verbraucher*innen zwei große Erfolge in meinen Themenbereichen gelungen. Das tat sehr gut! Für Drugchecking kämpfe ich politisch seit 15 Jahren, hier war der Erfolg einfach persönlich eine große Befriedigung – auch, wenn ich mich nicht zu 100 Prozent mit meinen fachlichen Vorstellungen durchsetzen konnte.

Nun kommt gefühlt sehr viel auf einmal. Aber das ist auch gut so. Ich habe bei vielen meiner Anliegen jetzt konkrete Konzepte und Gesetzesformulierungen ausgearbeitet. Die gilt es in den kommenden Monaten einzubringen. Insgesamt aber merke ich immer wieder, dass die Arbeit in der Dreier-Koalition nicht einfach ist: Verhandlungen dauern lange, man schließt immer Kompromisse. Und Krieg sowie eine angespannte Haushaltslage überschatten vieles. Trotzdem müssen wir uns nicht verstecken: Nach einem Reformstau in den letzten Jahren hat die Ampel schon einiges angepackt und beschlossen – auch, wenn das in der Öffentlichkeit leider zu wenig wahrgenommen wird, weil die großen Konflikte um Energieversorgung oder Sozialleistungen die Erfolge überlagern.

TK: In den Medien ist häufig zu lesen, dass im Bereich Gesundheit viele Vorhaben noch nicht umgesetzt sind. Wie schätzen Sie den Stand ein?

Heitmann: In der Tat ist vieles, was im Koalitionsvertrag steht, noch nicht umgesetzt, aber das meiste  wurde angeschoben. Die Entbudgetierung der Kinderärzte, GKV-Finanzstabilisierung, Arzneimittellieferengpassgesetz, Krankenhauspflegeentlastungsgesetz und UPD-Reform haben wir zum Beispiel alles schon verabschiedet.

Gerade jetzt kommen im Gesundheitsbereich sehr viele Gesetzentwürfe und Vorhaben auf einmal: Das Digitalisierungsgesetz, die Krankenhausreform, das Versorgungsgesetz I und die Entkriminalisierung von Cannabis. Wenn wir all das bearbeitet und verabschiedet haben, sollen diese Legislatur ebenso eine Novellierung des Patientenrechtegesetzes sowie das Versorgungsgesetz II und die Cannabis-Modellregionen folgen. Mir wird auch manchmal schwindlig, wenn ich mir bewusst mache, wie viele Vorhaben das eigentlich sind – zumal gerade in den Versorgungsgesetzen inhaltlich sehr viel drinsteckt. Von der Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für Gesundheitskioske bis hin zu meinem Herzensthema, der Sprachmittlung im Gesundheitswesen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das alles mit konsequenter guter Zusammenarbeit bis zum Ende der Legislatur hinbekommen. 

TK: Können Sie uns ein persönliches Highlight und vielleicht auch ein negatives oder frustrierendes Erlebnis aus Ihrer Arbeit als Abgeordnete im Bundestag nennen?

Heitmann: Auf frustrierende Erlebnisse möchte ich nicht im Detail eingehen, nur so viel: Wenn man sich bemüht, klar definierte Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag mit Leben zu füllen, und merkt, dass Kolleg*innen aus der Koalition dabei gegen einen arbeiten – das ist frustrierend und auch das kommt vor!

Mein Highlight in dieser Legislatur war die Rede, die ich auf Plattdeutsch halten durfte. Da ging es nicht um Gesundheitspolitik, sondern um die Förderung von Minderheitensprachen. Viele der Redner*innen haben ihre Reden oder Teile davon in Sprachen anerkannter Minderheiten gehalten – das war ein ganz besonderer Moment im Bundestag. Ich selbst spreche Plattdeutsch nicht fließend, bin aber mit Plattdeutsch in meinem Umfeld aufgewachsen, und es hat großen Spaß gemacht, das im Bundestag einbringen zu können als Vertreterin Norddeutschlands.

Den Originalbeitrag könnt Ihr hier auf der Website der TK lesen.

50 Jahre Irland in der EU – zu Gast im rbb Radio

50 Jahre Irland in der EU – zu Gast im rbb Radio

Anlässlich von 50 Jahren EU-Mitgliedschaft Irlands war ich in meiner Funktion als stellvertretende Vorsitzende der deutsch-irischen Parlamentariergruppe letzten Mittwoch in der Europäischen Akademie in Berlin.

Was macht Irland wirtschaftlich so erfolgreich, was fasziniert uns so an der irischen Kultur und was macht das Land in der Europäischen Union so unverzichtbar?

Es hat mir großen Spaß gemacht, über diese und weitere Fragen mitzudiskutieren. Die rund einstündige Debatte wurde fürs rbb Inforadio aufgezeichnet und gestern ausgestrahlt. Hört doch mal rein, wenn Ihr wissen wollt, was mich und die anderen Gäste an Irland immer noch wieder verwundert. Alle Infos und Download der Sendung sind hier zu finden.

Meine Rede op Platt

Meine Rede op Platt

Zum 25. Jahrestag der EU-Charta für Regional- und Minderheitensprachen haben wir heute im Bundestag über die Stärkung dieser Sprachen diskutiert. Und als Mitglied des Parlamentskreis Plattdeutsch habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, die Rede dazu „op Platt“ zu halten. Seht selbst:

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Das Parlament hat über die Debatte berichtet: „Wat bün ik blied, dat wi up Platt proten köönt“.